Das Strafrecht und die Hirnforschung
Stellen neurowissenschaftliche Erkenntnisse das strafrechtliche Schuldkonzept infrage?
Inhaltsübersicht
- I. Einleitung
- II. Willensfreiheit als Voraussetzung der strafrechtlichen Schuld
- III. Neurologische Erkenntnisse und deren Bedeutung für das Schuldprinzip
- 1. Neurologische Anhaltspunkte für die Geltung des Determinismus
- 2. Kritik am Schuldprinzip
- 3. Einwände zur Kritik am Schuldprinzip
- a) Methodische Einwände
- b) Einwände aus juristischer Sicht
- aa) Gesetzgeberische Festsetzung des Indeterminismus
- bb) Schuld als normativ zugeschriebene Verantwortlichkeit
- cc) Berücksichtigung des subjektiven Freiheitsgefühls
- dd) Der für die strafrechtliche Schuld notwendige Freiheitsgrad
- ee) Die Strafbegründungs- und Strafzumessungsfunktion der Schuld
- ff) Über das Schuldprinzip hinausgehende Auswirkung
- gg) Wiederbelebung des «geborenen Verbrechers»?
- IV. Schlussbemerkung
I. Einleitung
Im Rahmen meiner Dissertation zum Affekt im schweizerischen Strafrecht habe ich mich näher mit den Erkenntnissen der Neurowissenschaft auseinandergesetzt.1 Dabei kommt man nicht umhin, zu erkennen, dass die geltende Strafrechtsdogmatik – insbesondere in Deutschland – aufgrund neurologischer Forschungsergebnisse grundsätzlich infrage gestellt wird.
Die entsprechenden Stimmen in der…
[…]